Ikonen

Die Ikonen
in der Offenen Kirche Elisabethen

Ikonen sind Fenster zum Himmel, so wie Augen Fenster der Seele sind. Wer in die Augen eines Gegenüber blickt, der:die kann die Absicht des Menschen erkennen, die er:sie hat; weiss um ihr Wesen, mindestens intuitiv, Bescheid.

Wer eine Ikone wahrnimmt, der:die sieht nicht nur ein Bild, so schön es auch sein mag, sondern nimmt die geistliche Wirklichkeit darin, dahinter, damit wahr und neigt sich dieser im Gebet oder in Kontemplation zu.

Ikonen sind auch immer ein geistliches Statement, ein Bekenntnis.

Alle unsere Ikonen sind geistliche Aussagen, die zur Kontemplation laden. Vor allen Ikonen brennt in der OKE eine Kerze. Stühle oder Bänke laden ein zur Betrachtung und zum Gebet.

Von allen Ikonen können auch für Fr. 2.50 Faltkarten erworben werden, mit denen man:frau die Andachtsbilder mit nach Hause nehmen kann.

Die Heilige Elisabeth,
unsere Schutzmatronin

Ein schwarzes Bild von Heiligkeit als Basler Fenster zum Himmel

Die Frau könnte aus der Karibik kommen oder aus Nordafrika, vielleicht auch eine australische Ureinwohnerin sein… jedenfalls der Haut nach. Ihr schwarzes Haar fällt in dichten Locken über ihre Schultern mit dem blauen Mantel, der ein rotes Kleid umhüllt: Himmel und Erde.

Auf dem Kopf der Frau die Krone einer Fürstin, dahinter goldenes Licht, das die besondere, wunder-volle Heilswirksamkeit der dunkelhäutigen Frau strahlend zeigt. Die Frau steht mitten in Basel, umgeben von jenen, die in Sorgen und Schmerz sind, die Hilfe brauchen und sie – betend oder händeringend – suchen: Ein Mann in Lederjacke mit Regenbogen-Tattoo, eine alte, hilfsbedürftige Frau, ein anderer dunkelhäutiger Mann mit der unverwechselbaren orangen Rettungsweste und schliesslich eine Frau aus dem Rotlichtviertel: Es könnten noch viele Mehr sein, bei dieser starken, dunklen Heiligen: die Vier sind nur „stell-vertretend“ für alle, die in unserer Stadt nach innerer und äusserer Nahrung suchen. Die Hände der Heiligen zeigen allen, die die Ikone betrachten, Brot und Rosen. Ihr direkter Blick scheint zu fragen: Was meinst du dazu? Was bedeuten dir Brot und Rosen?

Das Brot-zu-Rosen-Wunder

Für die OKE sind Brot und Rosen Symbole für Nahrung für den Körper und für die Seele. Die beiden Worte gemeinsam machen das Motto aus, das sich die Offenen Kirche, die unter dem Matronat der mittelalterlichen Heiligen Elisabeth (1207-1231) steht, gegeben hat, abgeleitet von jenem eindrücklichen Wunder, das Gott tat, um Elisabeths heilvolles Handeln zu schützen und vorbildlich zu machen: Das Brot-und-Rosen-Wunder. Die junge thüringische Landgräfin Elisabeth wollte Armen und Pestkranken Brot bringen, und ihr besorgter Ehemann wollte nicht, dass sie sich dabei ansteckt, und verbat ihr also ihre Mildtätigkeit. Als Elisabeth trotzdem versuchte, Brot zu bringen, wurde sie entdeckt und musste zeigen, was sie mit sich in einem Korb trug, bedeckt von einem Tuch. Was die junge Frau ihrem Mann und den Burgwachen zeigte, war allerdings nicht das, womit man sie hätte „überführen“ können: Statt des von allen erwarteten Brotes für die Armen waren unter dem Leinentuch Rosen, unverdächtig und wunderschön, einer Fürstin angemessen.

Gefangene Tochter Zions

Seit Jahrhunderten bezeichnen ChristInnen Maria als „die Bundeslade“. Da sie auch andere jüdische Titel für sie benutzten, haben sie selten die Tatsache akzeptiert, dass sie eine Jüdin war.

Hätte Maria in Nazi-Deutschland gelebt, wäre sie mit anderen Mitgliedern ihrer „Rasse“ in ein Konzentrationslager geworfen worden. Die Jüdische Maria ist der Archetyp der christlichen Kirche, einer Kirche, die still dabeisteht, während hier Menschen ausgerottet werden. Diese Ikone ist ein Akt der Buße für die christliche Gleichgültigkeit, damals und heute.

Wir schaudern vor dem, was die Nazis getan haben, aber 1000 Jahre Zwangsbekehrungen und gewaltsame Verfolgungen durch ChristInnen haben den Weg für den Nazi-Holocuast geebnet. Als die Vernichtungen begannen, folgten die meisten christlichen Führer dem Beispiel von Pius XII. und schwiegen aus Angst, dass Hitler christliche Institutionen angreifen könnte, wenn sie sich äußerten.

Während ihre Führer schwiegen, riskierten eine Handvoll Christen ihr Leben, um den Juden / Jüdinnen zu helfen. Eine davon war eine russische Nonne in Paris, genannt Maria Skobtsova. „Wenn wir Christen wären, würden wir alle den Stern tragen“, sagte sie. „Wenn die Deutschen nach Juden suchen, zeige ich ihnen eine Ikone der Mutter Gottes.“

In dieser Ikone trägt Maria einen großen gelben Davidstern mit dem Wort „Jude“ auf der linken Schulter. Die Nürnberger Gesetze zwangen alle Juden /Jüdinnen in nationalsozialistischen Gebieten, dieses Zeichen zu tragen. Jesus trägt einen jüdischen Gebetsschal (Tallit) über seinen byzantinischen Gewändern und hält eine Thorarolle. Die hebräische Inschrift am unteren Rand der Ikone lautet: „Schabia Bat Zion – Gefangene Tochter Zions“ und stammt aus Jesaja 52,2, einem Text, in dem Gott verspricht, Israel aus der Knechtschaft zu befreien. Im Hintergrund befindet sich der Stacheldrahtzaun eines Konzentrationslagers.

In den „christlichen“ Ländern wächst der Antisemitismus wieder, weil es einfacher ist, nach einem Sündenbock zu suchen, als für Gerechtigkeit zu arbeiten. Die Madonna mit Kind steht vor uns als Herausforderung. Wir dürfen nie wieder schweigend zusehen. Nie wieder können wir behaupten, es nicht zu wissen.

Harvey Milk,
Heiliger der LBGTQ-Bewegung

Harvey Milk war der erste offen gleichgeschlechtlich Liebende, der in den USA in ein hohes öffentliches Amt gewählt wurde. Er war kein Berufspolitiker, kandidierte aber für den Stadtrat in San Francisco, weil er der Meinung war, dass gewöhnliche Menschen dort von monetären Interessen beiseite geschoben wurden. «Es braucht kein Geld, um einen Menschen als Individuum zu respektieren», sagte er. «Menschen sind wichtiger als Worte.» Als Stadtrat kämpfte er in diesem Sinn konsequent für die Rechte all derer, die keine Stimme hatten. Zu diesen Menschen gehörten Niedriglohn-ArbeiterInnen, Veteranen, Alte, rassische Minderheiten und die LGBT-Community.

Am Tag seiner Wahl nahm Harvey auf Band auf, was sich rückblickend als sein Testament herausstellen sollte. Er ahnte, dass er wohl gewaltsam sterben würde. Für den Fall, dass dies zuträfe, schrieb er: «Sollte ich eine Kugel in den Kopf bekommen, möge diese Kugel all jene Türen zerstören, hinter denen sich Homosexuelle verstecken müssen». Und die letzten Worte dieser Botschaft waren: «Wir müssen allen Hoffnung geben».

Am Nachmittag des 27. November 1978, nach kaum 5 Monaten im Amt, wurde er tatsächlich ermordet: Von einem anderen Stadtrat, der über Harveys Engagement dermassen wütend war, dass er ihn und den Bürgermeister aus nächster Nähe mit fünf Kugeln tötete. In dieser Nacht hielten 40’000 Menschen, Männer und Frauen, Alte und Junge, LGBT und sonst Liebende, eine Vigil, eine Nachtwache bei Kerzenlicht, vor dem Rathaus.

Auf dieser Ikone hält Harvey selbst eine Kerze und wacht damit für die Unterdrückten der Welt. Er trägt das «rosa Dreieck», mit dem Homosexuelle in den Nazi-KZs gekennzeichnet wurden. In den Todeslagern wurden geschätzte 15’000 bis 20’000 schwule Männer, neben Juden, Sinti und Roma, sog. «Bibelforscher», «Asoziale» und «Kriminelle» ermordet. Behinderte und «Lebensunwerte» wurden in Heimen und Einrichtungen «euthanasiert», mit Giftspritzen.

Harvey wird vom US-Amerikanischen Franziskaner Robert Lentz in der traditionellen byzantinischen Anmutung mit dem Nimbus oder Lichtkranz hinter dem Kopf dargestellt; Symbol dafür, dass seine Abbildung zur Kontemplation einer anderen Wirklichkeit lädt: Milk steht für all jene, die aus Angst und Hass aufgrund einer schlicht menschlichen Sexualität gefoltert oder getötet werden oder in ihren Herkunftsländern mit Verfolgung, Inhaftierung oder gar der Todesstrafe rechnen müssen. Mehrere Millionen Menschen sind dies weltweit, und ihre Zahl wächst von Jahr zu Jahr, da einige Länder ihre ehemals liberale Gesetzgebung wieder «zurückdrehen». So hören wir aus der Ikone des Heiligen «Harvey Milk von San Francisco» Jesus sprechen: «Was ihr für einen der Geringsten getan habt, das habt ihr mir getan». Mit der Kerze werden wir zu Jesu’ Wachsamkeit geladen: «Wachet und betet!».

Dietrich Bonhoeffer,
evangelischer Heiliger im Nazigefängnis

Deutschland in der Nazizeit: Verärgert über die Selbstgefälligkeit und den Verrat der offiziellen deutschen evangelischen Kirche («Deutsche Christen») am Christentum, wurde Bonhoeffer Gründungsmitglied der «Bekennenden Kirche», die sich u.a. gegen den wachsenden Antisemitismus im Land wandte. Beeindruckt von Gandhis Bekenntnis zur Gewaltlosigkeit, rang der – aus einer Familie von Wissenschaftlern und Militärs stammende – Pazifist Bonhoeffer in Theologie und Gebet um eine angemessene Antwort.

Der Druck der Machthaber auf die Bekennende Kirche wuchs und ihr steter, bleibender Zulauf, führte dazu, dass sie für illegal erklärt wurde. Schliesslich wurde es Bonhoeffer untersagt, öffentlich zu sprechen oder Schriften zu veröffentlichen. Bonhoeffer trat dann der militärischen Abwehr bei und arbeitete im militärischen Nachrichtendienst.

Im April 1943 wurden er, sein Schwager und andere verhaftet und ins Militärgefängnis von Berlin-Tegel gebracht, als «persönlicher Gefangener des Führers». Viele seiner Briefe aus dem Gefängnis an seine Verlobte und seinen besten Freund Eberhardt Bethge (als Büchlein unter dem Titel «Widerstand und Ergebung» posthum veröffentlicht) zeigen sein Wachstum im Glauben und seine Hoffnung auf Freilassung. Diese geschah jedoch nie. Das versuchte Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 wurde mit Bonhoeffer und anderen in Verbindung gebracht. Er wurde zwischen mehreren Lagern hin- und hergeschoben und schliesslich im Lager Flossenburg, wenige Tage vor der Befreiung durch die Alliierten, am 9. April 1945 gehängt.

Bonhoeffer wird – im byzantinischen Stil – allein in der Kälte seiner Zelle dargestellt. Er hält die Hände zum Gebet geöffnet, in priesterlichem Gestus. Der Heiligenschein um seinen Kopf mag mit Blick auf seinen Status als evangelischer Geistlichen zuerst ungewöhnlich erscheinen. Bonhoeffer gehört zu den evangelischen Heiligen des 20. Jahrhunderts und erlitt für sein Engagement das Martyrium. Seine Gefangenschaft, so sind viele Theolog:innen der Meinung, bewirkte eine Vertiefung seines Glaubens. Bonhoeffer liebte Gottes schöpferische Hand in der Natur, und so leuchtet das Licht der Hoffnung durch die Gitterstäbe in seine Zelle (im Hintergrund der Ikone). Von Tegel aus schrieb er, er habe «… gelernt, die großen Ereignisse der Weltgeschichte von unten zu sehen, aus der Perspektive der Ausgeschlossenen, der Misshandelten, der Machtlosen, der Unterdrückten und Verachteten … so dass persönliches Leid ein nützlicherer Schlüssel zum Verständnis geworden ist als persönliches Glück.»

Sein wohl bekanntestes Gedicht schrieb er an der Jahreswende 1944/45: «Von guten Mächten wunderbar geborgen, erwarten wir getrost, was kommen mag. Gott ist mit uns am Abend und am Morgen; und ganz gewiss an jedem neuen Tag.»

St. Antonius von Padua

Antonius (1195-1231) wurde in Lissabon, Portugal, geboren. Als junger Mann trat er in den Augustinerorden ein, wo er eine hervorragende Ausbildung erhielt. Mit 25 Jahren bekam er die Erlaubnis, in den neuen franziskanischen Orden überzutreten. Obwohl er gehofft hatte, als Missionar in Nordafrika arbeiten und sterben zu können, zwang ihn sein schlechter Gesundheitszu-stand, in Europa zu bleiben.

Die Franziskaner erkannten seine aussergewöhnliche Begabung zum Predigen und schickten ihn in Gebiete in Italien, wo Katharer und Waldenser viele Anhänger anzogen. Franziskus kannte ihn persönlich und durch Antonius‘ Beispiel, der Wissen mit Demut und Heiligkeit verband, erlaubte Franziskus seinen anderen Brüdern, sich weiterzubilden.

Neben seinen ausgedehnten Predigtreisen zu Fuss diente Antonius seinen franziskanischen Mitbrüdern auch als Theologieprofessor und Vorgesetzter. Er hatte eine tiefe Liebe zur Einsamkeit und verbrachte so viel Zeit im ein-samen Gebet, wie es seine Pflichten erlaubten. Gegen Ende seines Lebens errichtete ihm ein Wohltäter eine Einsiedelei in einem grossen Nussbaum.

Trotz der vielen Kilometer, die er zu Fuss zurücklegte, wurde Antonius in seinen letzten Lebensjahren ziemlich fett. Am Tag seines Todes erlitt er einen Schlaganfall. Auf eigenen Wunsch wurde er auf einem Ochsenkarren für fünf oder sechs Stunden nach Padua getragen. Er starb, bevor er die Stadt er-reichte, wurde aber dort mit grosser Feierlichkeit beerdigt. Im folgenden Jahr wurde er vom Papst heilig gesprochen.

Antonius wird als grosser Wundertäter erinnert, bereits zu Lebzeiten als auch nach seinem Tod. Er wird oft mit dem Christuskind dargestellt, das ihm eine Nacht vor seinem Tod erschien. Er ist besonders bei den Armen der Welt beliebt, die in ihm ein offenes Ohr für ihre vielen Nöte gefunden haben.

Sein Festtag ist der 13. Juni.

Aktivitäten
im Überblick

FRAU-SEIN ist das Projekt für geflüchtete und asylsuchende Frauen. Jeden Montag 13-17 Uhr und jeden Dienstag 10-17 Uhr.
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ist ein Tagestreff Mittwoch bis Freitag 14 bis 20 Uhr für Geflüchtete.
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Rent a church!
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